Bei Hitze und Kälte schwere Säcke schleppen. Von morgens bis abends Mehlstaub einatmen: Hier erhältst du Einblicke in den Betriebsalltag der historischen Mühle.
Bei Hitze und Kälte schwere Säcke schleppen. Von morgens bis abends Mehlstaub einatmen: Nur robuste Kerle taugten zum Müller. Doch diese Kerle brauchten all ihre Sinne: Auf seinen Kontrollgängen hört der Müller, ob die Mühle richtig singt. Er riecht, wenn irgendwo das Mehl verbrennt, und schmeckt, wie gut das Getreide ist.
Müller der Mühle Tiefenbrunnen prüfen Getreide. 1945. Foto: G. Tièche. Stadtarchiv Zürich.
Die Mühle Tiefenbrunnen bezog das Getreide meistens direkt von den einheimischen Bauern. Nur ein Fünftel Auslandgetreide war erlaubt – das war etwa ein Eisenbahnwagen pro Woche. Die Qualität dieses Naturprodukts schwankte, deshalb prüften die Müller genau, was ihnen in ihr Silo geliefert wurde.
Fabrikordnung der Mühle Tiefenbrunnen, 1920. Reproduktion.
Getreideannahme in der Mühle Tiefenbrunnen, 1950er Jahre.
Getreidesilo der Mühle Tiefenbrunnen, um 1960.
In so einer Mühle ist es brandgefährlich. Um die beweglichen Teile zu schmieren, verwendete man das lebensmittelechte Leinöl. Putzfäden voller Leinöl entzünden sich leicht; Mehlstaub in der Luft kann explodieren, sobald auch nur ein kleiner Funken springt. Darum gab es seit 1926 eine Sprinkleranlage. Neben Warnplakaten hingen Feuerlöscher an den Wänden, und für die Putzfäden voller Öl standen Metalleimer bereit.
Warnplakat aus der Mühle Tiefenbrunnen.Um 1920.
Hinweise auf Risiken und Pannen aus dem Arbeitsbuch von Heinz Gygax, Müllerlehrling im Tiefenbrunnen von 1976 bis 1979. Reproduktion.
Ein schön verschnürter Mehlsack war der Stolz jedes Müllers. Einst waren die Säcke aus Stoff. Das Reinigen der Säcke war eine grosse Arbeit, und nicht immer brachten sie die Bäcker zurück.
Seit 1950 verwendet man Einwegsäcke aus Papier und seit 1964 holten Lastwagen das Mehl auch offen in der Mühle Tiefenbrunnen ab.
Erster Transport von unverpacktem Mehl aus der Mühle Tiefenbrunnen, 1964.
Diese und weitere spannende Inhalte zur Kulturgeschichte der Müllerei, Esskultur und Ernährungspolitik findest du im Museum Mühlerama.